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Das Mädchen, die
Bausparkasse und der Tod
Anja
Schüller brachte sich um, weil ein Immobilienkauf sie ruiniert hatte. Sie
ist das vierte Selbst-mordopfer, das auf ein Angebot der
Badenia hereingefallen war.
Sie backte sich noch einmal einen Himbeerkuchen, ihre Lieblingstorte.
"Vielleicht kommt mich ja jemand besuchen", sagte sie ihrer Mutter am
Telefon. Danach schrieb Anja Schüller vier Abschiedsbriefe und brachte
sich fachmännisch ums Leben. Die gelernte Operationsschwester befestigte
eine Infusionsflasche an der Wand neben ihrem Bett, legte sich auf dem
rechten Handrücken einen venösen Zugang und ließ elf Ampullen
Narkosemittel und Benzodiazepine in ihren Körper strömen. Benzodiazepine
bannen Angstzustände, in massiver Dosierung auch die Todesangst. Die
Medikamente hatte sie am Arbeitsplatz in der Würzburger Uni-Klinik
mitgenommen.
Ihre Eltern fanden sie am 17. September 2004. "Hallo ihr zwei!", stand in
dem Brief, mit dem sich Anja von Klaus und Heimgard Schüller
verabschiedete, "mal gewinnt man, mal verliert man! Ich habe nicht mehr
die Kraft zu kämpfen, um irgendwann einmal zu gewinnen É Ich liebe euch."
Anja Schüller war eine schöne junge Frau. Sie wurde nur 28 Jahre alt.
Im Polizeiprotokoll wurde festgehalten: "Selbsttötung durch
Vergiftung, Verätzung. Wegen wirtschaftlicher Notlage." Der Beamte, der
den Selbstmord untersuchte, fügte hinzu: "Grund für den Suizid dürfte der
Eingang eines Pfändungsbeschlusses am 7. 9. 04 über einen Betrag von 70
046,99 Euro plus zwölf Prozent Zinsen plus Kosten sein." Die
Vollstreckungsurkunde fand sich auf dem Boden des Schlafzimmers. Als
Gläubiger zeichnete die Deutsche Bausparkasse Badenia
AG mit Sitz in Karlsruhe.
Anja Schüller hatte sich 1999 eine 52 Quadratmeter große Wohnung in einem
Plattenbau aus DDR-Zeiten in Chemnitz andrehen lassen. Gelegen an einer
stark befahrenen Straße in schwierigem sozialem Milieu, damals 137 000
Mark teuer. Anja hatte kein Eigenkapital. Kein Problem, sagte der
Verkäufer, das finanziere sich über zwei Bausparverträge mit der Badenia;
Steuerersparnis und Mieteinnahmen deckten deren Raten. Obendrein wurde ihr
eine Risikolebensversicherung über 38 680 Euro bei der Aachener und
Münchener Lebensversicherung aufgeschwatzt.
Es kam am Ende wie so oft beim Kauf von Schrottimmobilien: Die
versprochene Miete ließ sich nicht erzielen, Anja Schüller konnte nicht
mehr zahlen, musste den Offenbarungseid ablegen. Sie schämte sich
schrecklich. Bald danach forderte die Badenia
per Pfändung 70 000 Euro von ihr. Ihr Vater sagt: "Die
Badenia hat unsere Tochter in der Tod getrieben."
Klaus Schüller kommentiert das Vorgehen der Badenia
mit bitteren Worten: "Wer einer 22-Jährigen einen solchen Schweinevertrag
andreht, handelt für mich kriminell und menschenverachtend. Ich klage die
Badenia-Verantwortlichen an, dass sie durch den
Druck, den sie ausübten, Anja in den Tod trieben. Sie haben sie in eine
ausweglose Situation gezwungen - mit ihrer Profitgier und der Jagd nach
Rendite bringen sie Leuten den Tod."
Anja Schüller ist der vierte Selbstmord, den Badenia-Kritiker
der viertgrößten deutschen Bausparkasse zurechnen: Hans-Dieter Wosmann aus
Gütersloh nahm sich vor drei Jahren als Erster das Leben. Ihm folgte der
Müllwerker Harald Hempel aus Lünen, der in seinem Abschiedsbrief
hinterließ, dass er mit den Schulden nach dem Kauf einer überteuerten
Wohnung nicht mehr leben wolle. Im September vergangenen Jahres erhängte
sich der Berliner Bernd Müller-Weiland, weil ihm der Offenbarungseid
drohte.
Die vier Toten gehörten zu jenen mindestens 8000 Menschen, die sich
in den vergangenen Jahren Schrottimmobilien andrehen ließen, deren Kauf
sie dann über die Badenia Bausparkasse
finanzierten. Die Verkäufer gaukelten ihren Kunden vor, die Immobilien
finanzierten sich quasi von selbst. "Vollfinanzierung ohne Eigenkapital",
wurde in Hochglanzprospekten versprochen. Die Wahrheit war: Die Wohnungen
waren wegen der im Kaufpreis versteckten Maklerprovisionen (teilweise mehr
als 30 Prozent) völlig überteuert, die versprochenen Mieteinnahmen flossen
häufig nicht, und Steuern wurden kaum gespart, weil die geköderten Klein-
und Mittelverdiener ohnehin nur wenig beim Finanzamt ablieferten.
Andreas Mertens, als
Geschäftsführer der Vermittlungsfirma Heinen & Biege einst führend am
Verkauf der von der Badenia finanzierten
Objekte beteiligt, räumt heute offen ein: Sie waren nur 50 bis 60 Prozent
des Kaufpreises wert. Und in einer TV-Sendung ("Betrifft") des
Südwestrundfunks über die dubiose Geschäftemacherei gestand er: "Die
Badenia hat genau gewusst, was und wie
vertrieben wurde." Die Badenia ist eine Tochter
des Finanzkonzerns AMB Generali Holding AG. Der AMB-Konzern wiederum ist
mit 50 Prozent an der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG) beteiligt. Im
DVAG-Aufsichtsrat sitzt Ex-Finanzminister Theo Waigel, im DVAG-Beirat ein
halbes Dutzend ehemalige Spitzenpolitiker, mit Altkanzler Helmut Kohl als
Vorsitzendem. Als im Februar Badenia-Geschädigte
in Kohls Wohnort Oggersheim demonstrierten, forderten sie auf
Transparenten: "Wir wollen keine Selbstmorde mehr, Herr Dr. Kohl!" Der
Altkanzler soll sich für die Demonstranten mit dem Satz eingesetzt haben:
"Lasst doch die armen Teufel in Ruhe!" Doch die DVAG macht unverdrossen
Reklame für die Badenia mit dem Slogan "Der
sicherste Weg zur eigenen Immobilie".
Gerhart Baum, Ex-Bundesinnenminister, kann nicht verstehen, weshalb seine
ehemaligen Kollegen ihre Einflussmöglichkeiten bei der
Badenia nicht nutzen, um den bedrängten Menschen zu helfen: "Alle
Versuche, ein Einlenken der Badenia zu
erreichen, sind gescheitert." Er könne nicht begreifen, "dass in
systematischer Weise so viele Menschen getäuscht und um ihr Geld gebracht
worden sind".
"Hallo ihr zwei! Mal gewinnt man, mal verliert man! Ich habe
nicht mehr die Kraft zu kämpfen, um irgendwann einmal zu gewinnen"aus
dem Abschiedsbrief von Anja Schüller an ihre Eltern
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Gegenüber der
Düsseldorfer Kanzlei Reiter - sie vertritt gemeinsam mit Baum zahlreiche
Geschädigte - sperrt sich die Badenia selbst in
erkennbar "hoffnungslosen" Fällen gegen Vergleiche, im Gegensatz zu
anderen Kreditinstituten. Zum Beispiel bei Giuseppe B.: Der verheiratete
Alleinverdiener mit Kind ist arbeitslos und bekommt wöchentlich 243 Euro.
Gepfändet werden könnte bei ihm nur, wenn sein Monatseinkommen mehr als
1480 Euro betrüge. Dennoch war die Badenia
bisher zu keinem Vergleich bereit. In zwei Jahren konnte die
Anwaltskanzlei von 130 Fällen zahlungsunfähiger
Badenia-Kunden lediglich 16 außergerichtlich regeln. Für Baum
erfolgt die Abwicklung "sehr zynisch gegenüber den Lebensschicksalen der
Betroffenen". Briefe Baums an den Generali-Aufsichtsratschef Wolfgang
Kaske, er möge sich bei der Badenia für eine
Änderung deren Kurses verwenden, blieben ohne Wirkung. Kaske antwortete
nur, er verfolge die Entwicklung bei der Badenia
"sehr aufmerksam". Dann müsste er auch Elmar Agostini ins Visier nehmen,
bis 2001 Finanzvorstand der Badenia. Gegen ihn
ermittelt die Staatsanwaltschaft Mannheim wegen Betrugs zum Nachteil der
Kleinanleger. Unterlagen, die dem stern vorliegen, weisen darauf hin, dass
Agostini mit einer eigenen Firma an umstrittenen Wohnungsverkäufen
beteiligt war. Sie zeigen, behauptet der Opfer-Anwalt Julius Reiter, "dass
sich Agostini sogar persönlich bereichert hat". Gegenüber dem stern weist
Agostini alle Vorwürfe zurück.
Das Lippenbekenntnis Kaskes hat Anja Schüller nicht geholfen, wie Baum mit
bitteren Worten Kaske vergangene Woche mitteilte. Der Tod der
Krankenschwester sei "auf das Verhalten der Badenia
und einen kurz vor dem Selbstmord erhaltenen Brief der
Badenia zurückzuführen". In dem Schreiben hatte die Bausparkasse
ohne jede Vorwarnung und ohne Rücksprache mit der Kanzlei Reiter, die den
Fall seit anderthalb Jahren betreute, die bereits vollzogene Lohnpfändung
mitgeteilt. Baum: "Frau Schüller ist ein Badenia-Opfer,
der vierte uns bekannte Selbstmord eines Badenia-Kunden."
Die Badenia schweigt zu allen Vorwürfen.
Wegen des "Gaunervertrags", an dem seine Tochter zerbrach, hat sich
Klaus Schüller jetzt an Kanzler Schröder gewandt. "Lieber Genosse
Gerhard", schrieb der Gewerkschaftsfunktionär, "kannst du dir vorstellen,
was wir durchlebt haben, als wir unsere geliebte Tochter in ihrem Bett tot
aufgefunden haben?" Schüller, einer der Ersten, die im Herbst 1989 mit
einer Kerze in der Hand gegen das SED-Regime auf die Straße gingen,
fordert von der SPD, endlich Gesetze auf den Weg zu bringen, mit denen die
Verbraucher besser "vor der Versklavung durch ein unbarmherziges
Bankensystem" geschützt werden. Und er fragt Schröder verzweifelt: "Müssen
wir dem Raubtierkapitalismus auch unsere Kinder opfern?"
Hans-Peter Schütz
und Rainer Nübel
URL:
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