KA-News 25.11.2004: Schlappe für Badenia
Oberlandesgericht verurteilt
Bausparkasse
Karlsruhe - Die Badenia musste heute vor dem
Karlsruher Oberlandesgericht (OLG) eine Niederlage einstecken. Die
Klage war von einer 29-jährigen Polizeibeamtin eingereicht worden, die
zur Finanzierung einer Eigentumswohnung zwei Bausparverträge bei der
Badenia abgeschlossen hatte. Bis zu deren Zuteilungsreife sollte die
Zwischenfinanzierung durch das Darlehen einer Bank erfolgen. Die
Klägerin hatte auf Schadenersatz und Rückabwicklung der
Darlehensverträge geklagt. Nach Anhörung eines Sachverständigen hat
das Oberlandesgericht die Klageabweisung des Landgerichts
zurückgenommen. Die Bausparkasse hat angekündigt, gegen das Urteil
Revision einzulegen.
Der Klägerin sei beim Abschluss der Verträge
wahrheitswidrig zugesichert worden, es handle sich bei der Wohnung um
eine Top-Immobilie. Außerdem wurden erhebliche Steuerersparnisse
versprochen. Tatsächlich war der Verkehrswert der von der "Heinen &
Biege GmbH" (H&B) vermittelten Immobilie in der Nähe von Wuppertal
deutlich geringer als der Kaufpreis. Nachdem im Jahr 2000 wegen
erheblicher Mängel an dem Anwesen eine Sonderumlage von 10.000 DM je
Wohnungseigentümer verlangt worden sei, hätte die Klägerin das Recht,
die "Rückabwicklung des Darlehensvertrags über das Vorausdarlehen zu
verlangen". Das OLG hat die Badenia zur Zahlung von Schadensersatz in
Höhe von 11.689,36 Euro verurteilt. Außerdem muss die Bausparkasse das
Bausparguthaben zurückerstatten und die Klägerin von den
Verbindlichkeiten des Bankdarlehens freistellen.
Vermeintliches Schnäppchen führt in
Schuldenfalle
In einem vor kurzem bekannt gewordenen
Gutachten, dass die Badenia bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "PricewaterhouseCooper"(PwC)
2002 in Auftrag gegeben hatte, war die Verbindung zu H&B kritisiert
worden (ka-news
berichtete). Die Bausparkasse hatte
dem Unternehmen, dass sich seit 1995 in einer Liquiditätskrise befand,
mehrere Darlehen gewährt. Deren Rückzahlung war vom Absatzerfolg des
Kreditnehmers abhängig. Der aus diesem Sachverhalt resultierende
Interessenkonflikt, so das Gutachten, sei "von der Badenia nicht
thematisiert worden". Badenia-Sprecher Rainer Thurmann hatte die
Vorwürfe in einer ersten Reaktion als "Sturm im Wasserglas"
bezeichnet.
Für den früheren Bundesinnenminister Gerhard
Baum, der als Rechtsanwalt rund 300 Badenia-Kunden betreut, handelt es
sich um den "größten und , wie ich meine, am besten dokumentierten
Immobilienskandal in Deutschland". Insgesamt sind 4.450 Kreditnehmer,
vorwiegend Geringverdiener, betroffen. Das gesamte
Finanzierungsvolumen liegt bei 315 Millionen Euro. Vier Menschen haben
Selbstmord begangen, weil sie durch das vermeintliche "Schnäppchen" in
die Schuldenfalle getrieben worden waren. Unter anderem ermittelt auch
die Staatsanwaltschaft Mannheim gegen ehemalige Badenia-Mitarbeiter
wegen Betrugsverdachts. (tmh)